71. Tag vom Mount St. Helens nach Mount Rainier
71. Tag vom Mount St. Helens nach Mount Rainier
Als ich heute Morgen aufstand, wusste ich warum alles so grün und zum Teil sogar mit Moos bewachsen war!! Es war neblig, kühl und zum Teil regnete es sogar. Aber eigentlich darf ich mich nicht über das Wetter beklagen, das ist, glaube ich, jetzt der vierte, oder fünfte Regentag in meiner ganzen Ferienzeit. Also, gute Miene zum bösen Spiel und das Beste daraus machen. Für den Morgen spielte es so, oder so keine Rolle!! Auf dem Plan stand nämlich eine Höhlenbesichtigung. Die "Ape Cave" im Südwesten des Parks, ist eine ca. 2,5km lange Höhle die durch einen Lavastrom entstanden ist. Im unteren Drittel der Höhle ist der Einstieg, danach kann man sich für den "Unteren", oder den "Oberen" Teil der Höhle entscheiden. Der untere Teil ist leicht zu begehen und man kommt auf demselben Weg wieder zurück, der obere Teil ist schwierig zu begehen (was auch immer das heissen mag, fragte ich mich als ich das Schild gelesen habe) und man steigt am Ende aus der Höhle auf und geht an der Oberfläche wieder zurück. Das klingt für mich natürlich viel spannender und so beschloss ich den oberen Teil der Höhle zu machen. Was soll ich sagen, es war ein spezielles Erlebnis, leide ich doch ein wenig an Platzangst und fühle ich mich auch sonst nicht gerade wohl in engen und dunklen Räumen. Bestückt mit meiner Stirnlampe und ganz viel Mut machte ich mich auf den Weg. Die ersten paar hundert Meter waren eigentlich nicht schwierig, man musste sich ein wenig an den unebenen Boden gewöhnen, man läuft ja nicht täglich auf getrockneter Lava, aber ich kam ganz gut voran. Irgendwann kamen dann aber die ersten Stellen, an denen man ein wenig klettern musste. Nun muss man sich vorstellen, dass eigentlich fast alles schwarz ist in dieser Höhle und dieses schwarz frass das Licht der Stirnlampe förmlich auf. Die Steine, über die man klettern musste waren nicht etwa zusammen geschmolzen, sondern lagen in einer Art Lawine, lose da. Ich kann euch sagen, es war eine ziemliche Kragslerei und langsam fragte ich mich, ob ich alles auf dem Schild am Eingang richtig verstanden hatte. Zum Glück war ich aber nicht ganz alleine in der Höhle und begegnete immer mal wieder jemandem, was mir half weiterzugehen. Aber es hatte auch wirklich spezielle Stellen, die es zu bewundern gab. Zum Beispiel glänzte die Decke silbrig, wenn man mit der Stirnlampe nach oben schaute. Da gab es aber auch spezielle Gesteinsformen, zum Beispiel sah ich an einem Ort wirklich wo einmal Lava geflossen war. Der Stein sah aus wie eine zähfliessende Masse - wirklich toll. Als dann aber die Höhle immer enger wurde und ich mich zum Teil richtig bücken musste um durchzukommen, wurde es mir schon ziemlich mulmig. Nach etwa 1 Stunde spürte ich einen kühlen Luftzug und sah etwas Helles vor mir, juhui, dachte ich und war froh endlich den Ausgang erreicht zu haben. Doch als ich dort ankam, war da nichts von Ausgang, sondern einfach nur ein Loch in der Decken, von dem es herunter regnete. Supi, dachte ich und wieder fragte ich mich, ob ich das Schild richtig gelesen hatte. Tja, zurück wollte ich nicht, nach oben konnte ich nicht, also blieb nur noch weiter vorwärts! Ich schaute auf die Uhr und sagte mir, noch eine halbe Stunde und wenn ich dann nicht beim Ausgang bin kehre ich um.......:-(!! Also, tief durchatmen und weiter geht’s. Dann endlich, wieder ein Luftzug und wieder etwas Helles in Sicht. Aufatmen, diesmal war es wirklich der Ausgang...:-)!! Zurück ging es dann an der Oberfläche, wo es noch nicht aufgehört hatte zu regnen. Von den Ape Cave ging es weiter Richtung Windy Ridge, dem höchsten Punkt im Park und von da sollte man die beste Sicht auf den Mount St. Helens haben. Leider hat der Mount St. Helens, seit seinem Ausbruch im Jahre 1980, nicht mehr diese tolle Vulkankegel Form. Ihm fehlt der oberste Teil, dieser ist beim Ausbruch wegkatapultiert worden. In Windy Ridge angekommen, wusste ich als erstes woher der Name kommt. Es windete ziemlich stark und war auch relativ kalt. Leider verdeckten Nebelschwaden den oberen Teil des Berges. Das war aber nicht so schlimm, denn auch die Fahrt hier hoch bot einiges interessantes. Da sich das Wetter nicht zu bessern schien und für morgen in dieser Region auch nicht besseres Wetter vorhergesagt wird, beschloss ich gleich weiter Richtung Mount Rainier zu fahren. Kurz vor dem Südwesteingang des Parks, am Alder Lake fand ich einen Campingplatz und beschloss die Nacht hier zu verbringen, in der Hoffnung, dass das Wetter morgen wieder besser ist.
70. Tag von Hood River nach Mount St. Helens
70. Tag von Hood River nach Mount St. Helens
Bei strahlendem Wetter fuhr ich los und kam mir trotzdem vor wie im Norden Englands. Die Fahrt verlief durch dichte Wälder, ja sogar richtige Waldaleen und immer wieder kamen Aussichtspunkte, wo man tolle Wasserfälle beobachten konnte. Nachdem ich genug Wasserfälle gesehen hatte, fuhr ich hoch zum Larch Mountain. Einem beliebten Aussichtspunkt von dem man einen herrlichen Blick über das gesamte Tal hatte. Oben angekommen war ich wirklich überwältigt. Unter mir der Columbia River und um mich herum die "big five", wie sie hier sagen. Geradeaus konnte man den Mount St. Helens, den Mount Rainier und den Mount Adams sehen, hinter mir war der Mount Hood und der Mount Jefferson zu sehen, also die fünf grössten Vulkanberge in der Umgebung. Anschliessend überquerte ich den Columbia River bei Cascade Locks und wechselte so auch gleich vom Staat Oregon in den Staat Washington. Washington ist der letzte Staat auf meiner Reise in Amerika, tja auch daran merke ich, dass es langsam zu Ende geht. Aber noch habe ich ein paar Tage. Weiter ging die Fahrt durch riesige Wälder und unendlich lange Strassen. Am späteren Nachmittag kam ich am Swift Lake an und beschloss hier mein Nachtlager aufzuschlagen. Der Swift Lake ist ein riesiger See südlich des Mount St. Helens und für mich ein guter Ausgangspunkt für die Erkundung des Mount St. Helens morgen. Der Campground lag mitten im Wald direkt am See. Bereits unterwegs fragte ich mich, warum es hier so grün ist und eine so unendliche Pflanzenvielfalt herrscht. Zum Teil kam es mir vor wie im Regenwald, sogar die Bäume hatten Moos an den Ästen, Moos befand sich auch am Rande der Strasse. Es sah so aus, als sei es hier normaler Weise ziemlich feucht, aber heute war ein wirklich strahlender Tag, viel Sonne und richtig heiss. Trotzdem machte ich noch ein richtig schönes Feuer, denn als die Sonne unterging wurde es doch recht kühl. Da ich ziemlich müde war, verkroch ich mich schon bald nach dem Eindunkeln in meinen Schlafsack.